Ehemaliger Leistungssportler und passionierter Handwerker mit einer gesunden Lebenseinstellung: Dank seinem Balance-Board fand Josef Heinzer den Weg zu einem schmerzbefreiten Alltag.
Zugegeben, ich lernte die
Selbstachtsamkeit auf die harte Tour. Auf keinen Fall wollte ich aber von
Medikamenten abhängig werden, um schmerzfrei zu leben. Auch widerstrebte es
mir, die Gesundheitskosten mit Physiotherapie zu belasten. Dies war durchaus vernünftig,
denn mein Rückenleiden war zwar schmerzhaft, entsprang aber lediglich einer
fehlentwickelten Muskulatur.
Meine Kindheit verbrachte ich wie Heidi auf der Alp 1400 Meter über Meer oberhalb des schönen Muotathals. Bis in die 80er-Jahre gab es keine Zufahrtstrasse zu unserem Haus. Im Sommer liefen mein Bruder und ich über Stock und Stein den langen Weg zur Schule. Bei Schnee nahmen wir den Schlitten oder wedelten auf Skis ins Tal. Mit Fellen an den Brettern, wanderten wir am Abend wieder den Berg hoch.
Wir hatten keinen Fernseher, der uns beim Träumen half. Im Winter, sobald es dunkel war, schaute ich zum Fenster unseres «Heimetlis» hinaus und beobachtete, wie am Berg gegenüber die Fackeln angingen. Da wusste ich, jetzt sind meine Verwandten vom Skiclub Schwyz am Trainieren. Ich wäre gerne dabei gewesen, doch so abgelegen wie wir wohnten, war das nicht möglich.
Mit 17 Jahren hatte ich einen schweren Töffli-Unfall. Während meiner Reha arbeitete Franz Heinzer, Ski-Weltmeister aus meiner Verwandtschaft, an seiner Weltcup-Karriere. Zwei Jahre später nahm ich am damals längsten Berglauf der Schweiz im Val d’Anniviers teil und wurde vierter. Viele Siege folgten unter anderem der Titel des Berglaufmeisters. Zudem entdeckte ich mein Talent für Skitouren. Auch in dieser Disziplin gewann ich einige Wettkämpfe. Im Sommer trainierte ich auf Rollski.
Man kann seinen Körper noch so freudig begeistert zu Höchstleistungen treiben – er bleibt nicht ewig jung und knackig. Ich bekam Rückenschmerzen, die mich irgendwann zum Arzt zwangen. Er stellte eine «Dysbalance» der Muskeln fest: die einen waren verspannt, die andern zu schwach. Sport wie vorher ging nicht mehr. Ohne Schmerzmittel tat es einfach zu weh. Doch wäre ich nicht Josef Heinzer, wenn ich mich mit Ibuprofen und Voltaren zufrieden gegeben hätte.
Ich begann alles über die Anatomie des
Rückens und die Muskulatur zu lesen, was mir in die Finger kam. Besonders die
Funktion der Propriozeptoren in der Tiefenmuskulatur nahm ich unter die Lupe.
Ich fand heraus, dass sie lernfähig sind und schlau werden können. Dafür müssen
sie nicht schwere Gewichte stemmen, sondern Bewegungen ausgleichen, um das
Gleichgewicht zu halten. Stört sie nämlich eine «Dysbalance» in den kleinen
Müskelchen, geben sie schmerzhafte Signale weiter. Genau das war bei mir
passiert. So kam ich auf den Balancekreisel. Obwohl
die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll damals noch nicht so medienpräsent
war, hätte ich, um meinen Rücken wieder in Ordnung zu bringen, niemals ein
Balance-Board aus Plastik gekauft. Für mich kam nur ein natürlich
nachwachsender Rohstoff aus nachhaltigem Anbau in Frage. Natürlich schreinerte ich mir selbst einen und
wurde mit sanftem Rückentraining meine Schmerzen los.
Ich liebe es, auf der Strasse zu verkaufen, an schönen Orten mein Handwerk auszustellen und mit Menschen zu reden, deren Rücken ähnliches durchgemacht haben, wie meiner. Bei zufälligen Begegnungen mit Chefärzten und Profisportlern habe ich – nicht ohne Stolz - gemerkt, dass ich auch die medizinischen Aspekte richtig verstanden habe. Und die Freude der Kinder, wenn es ihnen zum ersten Mal gelingt, ein paar Sekunden auf dem Balancekreisel zu stehen, wärmt mein Herz.